„Die Beweglichkeit hat einen großen Einfluss auf Bewegungsqualitäten wie den Bewegungsumfang, die Bewegungspräzision und den Bewegungsfluss. Die spielerische Leichtigkeit mancher Spitzenkletterer ist u. a. auf eine sehr gute Beweglichkeit zurückzuführen. Eine hohe Flexibilität der Beine und der Hüfte ermöglicht es das Trittangebot voll auszunutzen, den Körperschwerpunkt dabei möglichst nahe an der Wand und verschiedene Rastpositionen einzunehmen." (Würtele u. a. 2015, 87)
Folgende Arten des Beweglichkeitstrainings sind zu unterscheiden:
1.) Ein Beweglichkeitstraining, welches im Rahmen des Aufwärmens vor jeder Einheit eine erhöhte Funktionsfähigkeit gewährleisten soll („Andehnen").
Haltezeiten: Nicht über 10 Sekunden.
Wiederholungen: 1 bis maximal 3 Mal Hierbei geht es vor allem um die Dehnung im Hüft- und Beinbereich, welche beim Klettern limitierend wirkt. Die Muskulatur des Arm‐ und Schulterbereiches muss hier nicht gedehnt werden, wenn dann nur kurz!
2.) Ein von Leistung entkoppeltes Beweglichkeitstraining, welches die maximale Beweglichkeit vergrößert, nach einem guten Erwärmen der Muskulatur.
Haltezeiten: Mehr als 20 Sekunden.
Wiederholungen: Mindestens 3 Mal, da hierbei der Muskeltonus (Vorspannung der Muskulatur) sinkt und es auch zu kurzzeitigen Dehnungen im passiven Bewegungsapparat kommt (Memory-Effekt), soll es nachfolgend zu keinen intensiven sportlichen Belastungen kommen!
3.) Dehnung als Prophylaxe für Überlastungen und Haltungsprobleme. Dieser Punkt wird häufig mit 1.) gemeinsam trainiert. Hierbei sollte auch die Muskulatur des Unterarmes (v. a. die Beuger) und der Schulter (v. a. die Brustmuskulatur) gedehnt werden, um – zusammen mit der Ausgleichsgymnastik – muskulären Dysbalancen vorzubeugen.
Wichtig: Ein ermüdeter Muskel sollte nicht gedehnt werden (z. B. Dehnen des Unterarmes nach intensiver Belastung). Das Dehnen führt während der Ausführung zu einer noch erhöhten Spannung in der betreffenden Muskulatur, besser ist Schütteln und Ausbouldern an sehr großen Griffen in leichtem Gelände!
Yoga bietet eine ideale Ergänzung zum Klettern. Die vielen Stützhaltungen und das aktive Beweglichkeitstraining sowie körperspannungsintensive Gleichgewichtspositionen bilden einen guten Ausgleich. Yoga ist Beweglichkeitstraining und dabei gleichzeitig Kraft und Ausgleichstraining.