Die wichtigste Eigenschaft eines Kletterseils ist seine Dynamik. Im Unterschied zu statischen Seilen (wie Arbeitsseile, Höhlenseile, Canyoningseile etc.) dehnen sich Kletterseile und können so einen Teil, der auf den Körper wirkenden Sturzenergie aufnehmen.
Zum Klettern dürfen daher ausschließlich zugelassene Kletterseile verwendet werden. Hierbei werden drei Seiltypen unterschieden: Einfachseile, Halbseile und Zwillingsseile. Während Halbseile und Zwillingseile vor allem im alpinen Gelände (bei Mehrseillängenrouten) zum Einsatz kommen, sind beim Sportklettern („Baseclimbs“) Einfachseile durch das einfachere Handling von Vorteil.
Welche Anforderungen ein Kletterseil erfüllen muss, ist in der EN 892 genau definiert. Folgende Kriterien sind für die Praxis von besonderer Bedeutung:
Länge
Für das Sportklettern am Felsen sollte das Seil mindestens 60, besser 70 Meter lang sein. Für die Halle ist ein 50-Meter-Seil in der Regel ausreichend.
Sturzzahl
Die Sturzzahl bezeichnet die Anzahl der Normstürze, die ein Seil hält. Einfachseile werden mit einem Gewicht von 80 Kilogramm geprüft und müssen mindestens fünf Normstürze halten. Je größer die Anzahl der angegebenen Sturzzahl, desto robuster bzw. langlebiger ist ein Seil zumeist.
Ein Normsturz ist folgendermaßen definiert (Schubert 2006, Band III, 137):
„Das Seil wird fixiert und durch einen Karabiner (Radius 5 mm) geführt. Ein Gewicht von 80 kg wird 2,30 m über den Karabiner gezogen, wobei so viel Seil vorhanden ist, dass das Gewicht bis 2,50 m unter den Karabiner frei fallen kann. Freie Gesamtfallhöhe: 4,80 m.“
Durchmesser
Je dünner ein Seil, desto leichter ist es, verbessert üblicherweise das Handling - verringert jedoch die Sturzzahl und damit die Haltbarkeit. Die derzeit gängigen Seildurchmesser liegen zwischen 8,5 und 10 Millimeter. Eine Empfehlung hinsichtlich des Seildurchmessers für Anfänger*innen muss in Abstimmung mit dem verwendeten Sicherungsgerät gemacht werden.